Radstafette gegen die IAA macht halt in Sonderbuch

Unter #aussteigen ist derzeit eine Radstafette von Frankfurt nach München unterwegs, um dort gegen die Internationale Automobilausstellung (IAA) zu demonstrieren. Die IAA zog von Frankfurt nach München um. Nachdem die Messe 2019 weniger Besucher und Aussteller anzog und nach einer Neuausrichtung der Messe gesucht wurde. Schon 2019 gab es große Demonstrationen aber auch in diesem Jahr gibt es Demonstrationen, die morgen, 11.9.21 in einer groß angelegten Sternfahrt in München münden. Dort wollen die Demonstranten für eine Verkehrswende einstehen, weg vom Automobil, hin zu intelligenteren Lösungen im privaten und öffentlichen Verkehr.
Diese Radstafette machte gestern, 9.9. auch in Sonderbuch halt um sich vor Ort, die Ausführungen ihres lokalen Verbands, dem ADFC Ulm/Neu-Ulm anzuhören. Natürlich kamen zu diesem Treffen auch Vertreter des Ortschaftsrats und der Bürgerinitiative „Rettet die Sonderbucher Steige“. Es entstand wider Erwarten und unter dankenswerter Polizeisicherung ein fruchtbarer Bürgerdialog.
Weil ich selbst (Philipp Bohnacker) das Kernanliegen dieser Demonstration unterstütze, aber vor allem, da wir erkannt haben, dass hier Freunde und Mitstreiter für unsere Sache zu gewinnen sind, bin ich selbst mit der Radstafette von Stuttgart nach Sonderbuch mitgefahren um die Fahrradfahrenden kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Ich traf dabei viele nette Menschen, die sich viele gute Gedanken darüber machen wie eine Verkehrswende gestaltet werden könnte und die auch selbst nach dem Prinzip eines umweltfreundlichen Lebenswandels streben und leben.
Es war uns eine Ehre von Menschen mit einer derart wichtigen Mission besucht worden zu sein!

Der Grund für den Zwischenstopp in Sonderbuch: Ulrike Widmann, Ascherin und ADFC-Mitglied, kämpft dafür, die Steige zum Radweg zu machen und eine neue Straße zu bauen. (Funfact: Sie kam mit dem Auto aus dem Nachbarort Asch während die IAA-Demo-Stafette sich die Mühe macht von Frankfurt nach München zu fahren um für eine wirklich wichtige Sache Aufmerksamkeit zu erzeugen.) Zumindest für den Ersten Punkt konnte sie den Ulmer Thomas Rißel, Tourenleiter vom ADFC Ulm, gewinnen.
Dieser plädierte jedoch in einem etwas unstrukturiert wirkenden Vortrag dafür, zwar die Steige zum Radweg zu machen, aber keine neue Straße zu bauen. Er warb für den Umweg über Wippingen nach Blaubeuren mit dem Auto und fabulierte dann noch etwas über die Zahlen auf dem Banner der Bürgerinitiative, das neben ihm stand. Alles in allem wirkte sein freier Vortrag wenig vorbereitet: mit dem Baujahr der Steige nahm er es wenig genau. Ebenso bezeichnete er den Blautopf fälschlicherweise als Weltkulturerbe, worauf ihn geistesgegenwärtig Ortschaftsrat Michael Hemscheidt aufmerksam machte. Ein potentieller weiterer Beitrag zum Weltkulturerbe befindet sich jedoch möglicherweise hier auf der Alb mit seinen zahlreichen archäologischen Fundstätten, welche durch den Bau einer neuen Trasse -realpolitisch gesehen die Konsequenz aus der Forderung von Thomas Rißel- zu Schaden kommen könnten.
Danach war Frau Wiedmann an der Reihe. Doch diese wollte zunächst dass die beiden Bauzaunbanner umgedreht werden vor denen sie ihre Rede hätte halten sollen. Dies konnte mit dem Einwand von Yvonne Bohnacker, dass dies Eigentum der Bürgerinitiative sei und dem Einsatz des Ortsvorstehers, Heinz Pfetsch, dass er das Banner genehmigt habe, verhindert werden. Und so kam Ulrike Wiedmann nicht mehr dazu ihre rede vorzutragen, da die Zuhörer die entstehende Lücke nutzten und miteinander ins Diskutieren kamen. Argumente wurden zwischen den Radfahrer/innen, Sonderbucher/innen und Politiker/innen ausgetauscht und die Fahrer/innen der Radstafette mit Hintergrundinformationen über Folgen für Mensch und Natur versorgt.

Dabei konnten wir die Organisatoren der Radstafette davon überzeugen, dass ein Radweg keinen Sinn macht, wenn es wirklich bedeutet dass dabei quer durch die Kultur- und Naturlanschaft unserer Blaubeurer Alb eine neue Straße gebaut wird. Deshalb wurde die Kundgebung von Joachim Schleicher (ADFC Esslingen) abgebrochen und der Demozug nach Ulm über Blaubeuren gestartet.

Währenddessen gab es parallel dazu, in der Blaubeurer Straße 4, eine Kundgebung der Bürgerinitiative. Diese war ungeheuer wichtig, da sie die weiteren Kreise dert Bürgerinitiative ausführlich informierte und gegenseitigen Austausch ermöglichte. Großen Dank an dieser Stelle all unseren Leuten, für das rege Interesse, das Engagement und die vielen Spenden!

Stephan Buck Kreistagsabgeordneter der Grünen, zweiter Stellvertretender Bürgermeister unseres Städtles, war dieses Thema wichtig. Er kam trotz vollen Terminkalenders mit dem Fahrrad (ohne Strom) zu uns hinauf. Es hat uns außerdem gefreut, von Erika Schermaul der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Gemeinderat beehrt worden zu sein.

Das bestürzende an der Sache ist außerdem:

  • Die IAA-Demo ist von BUND und Naturfreunden mitorganisiert und unterstützt, Rederecht wurde jedoch keiner der beiden Organisationen eingeräumt. Dem Vorstand der BUND Ortsgruppe, Roland Frick, wurde das Rederecht versagt, während irgendein Tourenführer der ADFC Ortsgruppe völlig unvorbereitet seine völlig unrealistischen Vorstellungen verbreiten durfte.
  • Die Radstafette, die eigentlich für ein gutes Ziel, nämlich die Verkehrswende, wirbt, wurde hier für Partikularinteressen in einem komplexen und völlig strittigen lokalpolitischen Problem instrumentalisiert.
    Ihr Fortkommen wurde unnötigerweise durch den entstehenden Diskurs aufgehalten und das eigentliche Ziel, nämlich der Demozug gegen die IAA, gefährdet.

Um die Sachlage nochmal aus Sicht der Bürgerinitiative klar zu bekommen:

  • Vom Landratsamt Alb-Donau-Kreis wird keine Verkehrswende angestrebt und die Sperrung der Sonderbucher Steige für den Autoverkehr wird keine Verkehrswende anstoßen. Der Ausbau der Steige oder ein Neubau einer alternativen Trasse wird durch die realen Erfordernisse unserer aktuellen Lebenswelt notwendig gemacht und mit der Forderung eines Radwegs (Quantensprung) sogar grüngewaschenAber für die Umwelt ist dies kein Gewinn!

Aber, und jetzt wird es vielleicht für den ein oder anderen noch etwas verwirrender:

„Eigentlich wollen wir alle das Gleiche“

Wir wollen:

  • Weniger Autoverkehr
  • Bequem und zeiteffizient in unserem Städtle Erledigungen nachgehen.
  • Auf die Alb kommen um dort Entspannung und Ruhe (ohne Kreisstraße) zu genießen.
  • weiterhin Umwelt- und ressourcenschonend und damit einhergehend nachhaltig leben.
  • Radverbindungen die sicher und für eine große Zahl an Personen bewältigbar sind, um das Leben friedlicher, ruhiger, gesünder und nachhaltiger zu gestalten.

Wir haben da eine Idee. Aber mehr dazu in unserem nächsten Beitrag.

 

6 Kommentare

  1. zum obigen Artikel. „Funfact“ (so viel wie erheiternde Nebenbemerkung). Ich weiß nicht was dieser Vergleich aussagen soll. Ich weiß aber dass meiner Tochter das Thema „Steige“ und radfahren wichtig ist.Zu ihrem Arbeitsplatz in Ulm fährt sie überwiegend mit dem Fahrrad. Dass man in einem Ort wie Asch trotzdem ein Auto braucht ist auch klar.Wie oft H. Bohnacker mit dem Rad fährt weiß ich nicht, muß jeder für sich selbst entscheiden. Also lassen sie diese kleinen Seitenhiebe!

  2. Danke für ihren Kommentar. Um ihnen darauf zu antworten: Die Aussage hinter diesem „kleinen Seitenhieb“ ist, dass ihre Tochter die Meinung vertritt, dass es besser ist, die Steige für den Autoverkehr zu schließen, nur noch für Fahrradfahrer offen zu halten und stattdessen eine neue Straße zu bauen. Der Umweg falle ja nicht ins Gewicht, weil man ja mit dem Fahrrad fahren könne. Da es aber gut 120m Höhenunterschied zu bewältigen gibt und es im Alltag genügend Gründe geben wird, eben nicht das Fahrrad zu benutzen, wird das neben dem Flächenverbrauch auch zu Zeitverlust und CO2-Mehrausstoß führen. Von jemandem, der diese Meinung vertritt, wird man doch wohl erwarten können, dass er die Strecke zwischen Asch und Sonderbuch, um genau diese Meinung kundzutun, mit dem Fahrrad bestreitet. Ganz ohne Kinder mitschleppen zu müssen und ohne Einkäufe im Gepäck.
    Wie oft ich das Fahrrad benutze um zur Arbeit zu kommen möchte ich hier nicht diskutieren, immerhin bin ich nicht Vertreter eines Radwegs um jeden Preis – davon abgesehen, dass mein Arbeitsradweg dann möglicherweise entlang einer Kreisstraße verlaufen würde, wenn es ihn überhaupt noch gäbe.

  3. Eine kleine Anmerkung: Die Alb ist zwar sehr schön und hat auch bedeutende archäologische Fundstellen zu bieten, aber sie ist nicht Weltkulturerbe, sondern die sechs Höhlen der Eiszeitkunst, davon drei im Lonetal (Bockstein, Hohlenstein-Stadel und Vogelherd) und drei im Aachtal, nämlich der Hohle Fels in Schelklingen und das Geißenklösterle und der Sirgenstein in Blaubeuren- Weiler.
    https://welt-kultursprung.de/#hoehlen

  4. Ich danke ihnen, dass Sie ihre Fachkenntnis hier in unseren Blog einfließen lassen und entschuldige mich für die Ungenauigkeit. Aber die Tatsache, dass hier bedeutende Fundstätten in Gefahr geraten und möglicherweise verloren gehen, wie Herr Bollow es in seinem Blog schildert, lässt ihr Archäologenherz sicherlich nicht kalt. 😉

  5. Letzte Anmerkung von mir. „Faktencheck“. Die Ascherin Ulrike Wiedmann kam nicht mit dem Auto sondern mit dem
    Fahrrad zu dieser Veranstaltung! (Hat sie mir am Telefon versichert)Wie kommen sie zu einer solchen unwahren Behauptung? Da kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

  6. Da sind wir dann wohl einer falschen Information aufgesessen. Entschuldigen Sie den Irrtum, der Satz ist herausgenommen.