Geschichte der Sonderbucher Steige
Die Sonderbucher Steige wurde um das Jahr 1894 von der Blaubeurer Firma Sigloch erbaut. Bauherr war Johann Daniel Sigloch, dessen Vater Karl ein kleines Zementwerk besaß. Beim Bau der Steige setzte die Firma zahlreiche italienische Arbeiter ein. (vgl. Fotoblicke S.32)
Respekt muss man haben, den Hut müsste man ziehen vor den Damen und Herren die solch architektonische Meisterleistung zustande brachten. Obwohl nur für Ochsenkarren gebaut (grob geschätzt nicht schwerer als 3 ½ Tonnen) muss dieses Bauwerk doch irgendwann einmal jemand überprüft, berechnet und schließlich zugelassen haben für Fahrzeuge mit 40t Gesamtgewicht. Tatsächlich bewieß dieses Bauwerk über mehrere Jahrzehnte, Zähigkeit und Standhaftigkeit. Aber jetzt ist es zumindest stark beschädigt. Ob das die damaligen Konstrukteure gut geheißen hätten, auch nur einen einzigen von diesen überschweren Kolossen die Steige erklimmen zu lassen ist durchaus fraglich. Über die Kuppel des Petersdoms würde man ja schließlich auch keinen 40-Tonner jagen.
Damals war der Hang noch nicht bewaldet. Der Bau der Steige löste 1895 heftige Proteste aus, weil man eine Verschandelung des Blautopfs befürchtete. Mit den Protesten erreichte man eine bessere Gestaltung der Bögen. (vgl. Fotoblicke S.11)
Heute ist der Hang allerdings gänzlich bewaldet, sodass , abgesehen von einem kleinen Stück Bauwerk, nur im Winter die Steige vom Blautopf aus zu sehen ist. Dennoch sollte natürlich auch heutzutage, so technisch möglich, auf eine optisch ansprechende Gestaltung Wert gelegt werden. Denn im Winter sieht man die Steige mehr.
Blick auf den Bewaldeten Hang oberhalb des Blautopfs heute.
Der Apollofalter und die Steige
Oberhalb der Straße am Hang, dort wo Humus und Stein dem Berg abgerungen wurden, um Platz zu bekommen für eine Straße, lebt der Apollofalter. Das ist erfreulich, denn seine Art ist vom Aussterben bedroht. Aber es ist auch kein Zufall, dass man ihn dort findet. Denn gäbe es dort keine Straße, gäbe es dort nicht diese hochspezialisierte Pflanze: Die weiße Fetthenne.
Die Weiße Fetthenne braucht es warm und trocken. Sonst kommt sie nicht gegen ihre schneller und höher wachsende Konkurrenz an. Sie kann dort leben wo es sonst nur wenigen Pflanzen zu überleben gelingt.
„Hauptursache des Rückgangs [des Apollofalters] ist jedoch die Zerstörung des Lebensraums – z.B. Verschwinden der Raupenfutterpflanze Weiße Fetthenne durch Zunahme der Beschattung nach Aufgabe der ursprünglichen Pflege.“
Die bauliche Ausgestaltung der Hangsicherung der Steige sollte den Anspruch haben das dortige Vorkommen des Apollofalters zu fördern, indem man anstelle hoher Spritzbetonwände auf eine Hangsicherung mit Netzen setzt. Dass dies auch bei sehr hohen Gesteinsabbrüchen möglich ist, zeigt sich an der B492 vom Tunnel aus Richtung Weiler fahrend.
Dabei ist die Straßenführung entlang des Südhangs eine Chance, das Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Falters sogar noch zu stärken. Baute man die Straße zum Radweg zurück und verringerte man dabei die Fahrbahnbreite, würde dies das Ausbreiten des Waldes auf den Bereich der bisherigen Fahrbahn fördern. Dadurch würde die Verschattung der Felsabbrüche im Bereich der Fahrbahn zunehmen und die weiße Fetthenne würde zurückgedrängt. (vgl. http://www.schmetterling-raupe.de/art/apollo.htm)
Vermutlich würde ein Rückbau der Steige zum Verhängnis für das Apollofaltervorkommen an der Sonderbucher Steige werden.
Hier ein paar Bilder vom Felsabbruch an der Sonderbucher Steige, Lebensraum des Apollofalters:
Durch die Verbreiterung der Fahrbahn und zusätzlichen Kurvenaufweitungen hingegen nähme der Lichteinfall auf den Hang eher zu. Wobei hier dennoch nach der Devise „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig.“ Vorgegangen werden sollte. Schon allein um beim Bau nicht zu viel Biotop zu zerstören und keine Rennbahn zu generieren.
Dieter Wieland schreibt hierzu: „Je schmaler Straßen sind, desto langsamer wird gefahren. Intimität überträgt sich. Schönheit verschafft sich Respekt.“ (Wieland 1982, S.38)
Abschließend noch ein paar Bilder von der Steige:
Warum ist die Steige kaputt? Weniger vom Straßenverkehr, sondern vom Salz streuen im Winter. Damit macht man schon alle Brücken kaputt, so auch die Bögen der Sonderbucher Steige. Man müßte die Straße auf 6 to begrenzen und konsequent Streusplitt verwenden. Dann könnte man wohl auf einen teuren Neubau verzichten, und sich auf eine Sanierung beschränken.
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