Kreistagssitzung am Montag 13.02. um 14:30 in der Sporthalle Nellingen !!!

Tut uns leid für die nur kurzfristige Meldung. Aber wir mussten uns auch erstmal, den Kreisräten schreibend, den Winter aus den Fingern schütteln, bevor die Homepage jetzt den Staub abgeblasen bekommt, den sie völlig unverdient die letzten Monate gefangen hat. Unverdient deshalb, weil das Thema ja nie an Brisanz verloren hat. Immer noch steht es im Raum, dass das Landratsamt erwägt eine Straße auf der Alb zu bauen.

Deshalb kommt zahlreich zur Kreistagssitzung am Montag, 13.02. in Nellingen um 14:30 Uhr 

Hoffnung macht, dass das Landratsamt vorschlägt, die Bauwerke der Steige zu sanieren und die Steige dann an die Gemeinde Blaubeuren als Gemeindestraße zu vermachen.
Im Straßengesetz nennt man diesen Vorgang „Umstufung“.
Wir würden unsere Anbindung an die Stadt und unser Naherholungsgebiet samt Wirtschaftswegnetz erhalten. Der Eingriff in die Natur wäre gering und die Stadt Blaubeuren hätte (wie auch das Landratsamt) alle Möglichkeiten die Nutzung auf bestimmte Nutzungsarten einzuschränken (§5 Absatz 2 Straßengesetz). Zwar stehen unsere Argumente, dass die Steige durchaus Funktionen einer Kreistraße erfüllt auch im Raum (https://rettet-die-steige.de/die-funktion-der-k7406/), aber unser oberstes Anliegen wäre es ja, keine Straße auf der Alb zu haben.
Bleibt also zu hoffen, dass die Kreisräte sich für die Umstufung oder für Variante 0.2/0.3 entscheiden.

Dennoch sind wir der Meinung, dass wir Sonderbucher, Hessener und Ascher nicht zu gut schlafen dürfen und davon träumen, dass jetzt schon alles gut wird.

Denn liest man die Sitzungsunterlagen kommen einem da die ein oder anderen Zweifel:

Zunächst ist interessant, dass, die vom Landratsamt initiierte, vom Kreistag beauftragte und vom Büro Ulmer organisierte Bürgerbeteiligung zwar erwähnt wird, deren Empfehlung in den Unterlagen zu dieser Sitzung jedoch keinen Platz findet. Die Bürgerbeteiligung, die sich wie Sie wissen aus Zufallsbürgern des ganzen Alb-Donau-Kreises, Interessierten und „Stakeholdern“ zusammensetzte kam ganz klar zu dem Ergebnis, dass Sie die Planungsvariante 0.3 favorisiere.
Dieses Ergebnis (bzw. Stimmungsbild) der Planungswerkstatt finden Sie (im Kleingedruckten) auf S. 13 des Ergebnispapiers der Planungswerkstatt.

Wenn diese Variante für die Bürger so attraktiv zu sein scheint, sollte man davon ausgehen können, dass diese Variante in den Vorüberlegungen zu dieser Sitzungsunterlage auch besondere Beachtung gefunden hätte. Aber offenbar fand die Auseinandersetzung mit der Förderbarkeit von Variante 0.3 nur unzureichend statt. Anders können wir uns die Einschätzung des Landratsamtes „sehr fraglich“ (Vorlage S. 10) nicht erklären.
Außer diese Aussage kam vom Regierungspräsidium. Aber dann müsste diese ja gesagt haben, in welchen Punkten die Förderbarkeit dieser Variante in Frage steht. Und wüssten wir das, könnten wir versuchen Lösungen zu entwickeln, die die Förderbarkeit dieser Vorzugsvariante der Bürgerschaft herstellen.
Frage: „In welchen Punkten ist die Förderbarkeit von Variante 0.3 fraglich?“

Nach Erwähnung der Bürgerbeteiligung werden Straßen (oder zumindest deren Begleitgrün), völlig überraschend, als „hochwertiges ökologisches Netz“ dargestellt.
Man versucht also den Bau einer neuen Straße grünzuwaschen.
Die öffentliche Hand könnte durchaus mehr dafür tun, die Flächen, die ihr zur Verfügung stehen dafür zu nutzen, eine „echte“ höhere ökologische Vielfalt herzustellen.
Aber dass Straßen ein „hochwertiges ökologisches Netz“ darstellen sollen, nur weil man an manchen Straßenrändern eine Mischung aus Wildkräutersamen in die aufgerissene Erde streut, möchten wir gerne diskutieren.

Der BUND für Naturschutz nennt mehrere Gründe für das Insektensterben. Neben dem Einfluss der Landwirtschaft werden aufgeführt:

Zitat: BUND für Naturschutz: WARUM UNSERE INSEKTEN STERBEN – 11 GRÜNDE

Grund 4: Flächenverlust und Zerstörung von Habitaten und Lebensräumen
Durch den Bau von Siedlungen, Verkehrswegen und Gewerbegebieten verschwinden immer mehr ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Flächen unter Beton. In der freien Landschaft gibt es kaum noch Platz für die natürliche Entwicklung der Natur.

Grund 5: Verinselung von Lebensräumen
Immer mehr Siedlungen, Straßen, Gleise, Staustufen und
riesige Äcker zerschneiden ursprünglich zusammenhängende Lebensräume.

Bernhard Hoiß, Biologe bei der Bayrischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
fasst in einem Artikel die Studienlage zur Tötung von Insekten durch den Straßenverkehr zusammen:

Zitat: Hoiß, B. (2020): Roadkill von Insekten. – ANLiegen Natur 42(1): 99–102, Laufen

An Straßen sterben täglich viele Millionen Individuen an Insekten.
Es gibt einige Hinweise, dass sich die Straßen auch auf die Populationsgrößen der Insekten negativ auswirken.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass es durchaus Hinweise darauf gibt, dass Straßen die Insektenpopulation negativ beeinflussen. Aber auch (oder vor allem) Wirbeltiere sind durch den Straßenverkehr sehr bedroht.

Thomas Krumenacker berichtet in der Süddeutschen Zeitung von einem Forschungsprojekt, das

den Versuch unternommen [hat], das Ausmaß des Sterbens entlang des europäischen Straßennetzes für einen Großteil aller Vogel- und Säugetierarten in Europa zu ermitteln.
Die Ergebnisse sind erschreckend und deuten nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darauf hin, dass der Beitrag des Straßenverkehrs am schwindenden Bestand einiger Säugetier- und Vogelarten unterschätzt wird. Andere Arten verkraften dagegen selbst hohe Verluste, ohne dass ihr Bestand abnimmt.“ (
https://www.sueddeutsche.de/wissen/artenschutz-strassenverkehr-wildunfall-1.4956671)

Das Grundproblem mit dieser Aussage ist aber, dass Straßen Biotopverbünde zerschneiden und somit gerade nicht als „hochwertiges ökologisches Netz“ fungieren. Tiere bräuchten verbindende Elemente zwischen Biotopen, nicht zwischen Siedlungen.
Um diese Aussage zu verdeutlichen haben wir in eine Karte zwischen Lautertal, Seißen, Blaustein und Blaubeuren mit hellgrüner Farbe eingezeichnet, wo eigentlich Biotopkorridore existieren sollten. Mit rot eingezeichnet haben wir das „hochwertige ökologische Netz“ der Straßenverbindungen. Mit gelb die Trassen 2 und 4. Grün schraffiert sind Wald- und Heideflächen.

Am Schluss kommt wieder eine, extra in der Sitzungsvorlage als objektiv gekennzeichnete, objektive Tabelle, welcher es leider ein bisschen an Kriterien mangelt.

Wir haben diese Tabelle nachgebaut und auch einmal bewertet, wodurch wir erstaunlicherweise zu anderen Ergebnissen gekommen sind:
Wer die Tabelle im Detail anschauen möchte: https://rettet-die-steige.de/wp-content/uploads/2023/02/Bewertungsmatrix.pdf
Die obere Tabelle ist vom Büro Wassermüller, die detailliertere von uns.

Ein Kommentar

  1. Peter Enderle Ortsvorsteher Wippingen

    Ich bin ebenso wie ihr verwundert, dass die Ergebnisse der Planungswerkstadt so wenig in der Vorlage des Kreistages erwähnt wurde, und das wo doch der Herr Landrat so sehr beteuert hat wie wichtig ihm die öffentliche Meinung ist…… also alles nur Schau !!!
    Ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass die Variante 0.3 die richtige ist.